Da ich mich hauptsächlich fahrrad fahrend oder zu Fuß gehend be wege, fallen mir auf meinen Wegen oft Abfälle aus dem Straßenverkehr ins Auge. Vieles provoziert meine Neugier (mein Interesse ist dabei sowohl visuell, als auch haptisch, als auch olfaktorisch…) und ich halte an, steige vom Fahrrad und hebe es auf. Meistens nehme ich etwas mit ins Atelier oder nach Hause. Manche Teile lasse ich auch bewusst liegen, um zu beobachten, was im Laufe der Zeit mit ihnen geschieht: Werden sie weggefegt, verwittern sie? Jeden falls habe ich mir so über die Jahre ein alternatives Orientierungssys tem aus Kleinigkeiten entwickelt, das sozusagen "wild" in der Stadt entsteht, permanent. Manchmal gibt es allerdings so viele Anlässe für mich, unterwegs zu bremsen, dass ich befürchte nie anzukommen. Ich hänge das, was normalerweise am Boden liegt, ein paar Meter weiter höher an Fäden, eingeknotet in die Luft. Von unten betrachtet besteht das grobmaschige Netz aus farbigen Akzenten und Silhouetten der ein zelnen Fundstücke vor einem un endlichen Hintergrund. Die Bäume der Orangerie bilden den Rahmen für diese Installation. Schmetter linge und andere Insekten fliegen vorbei, vertrocknete Blätter auch ab und zu. Die Kastanien werden bald durchfallen.
Antje Bromma